Waldenserort Palmbach, Stadt Karlsruhe

 

Das erste Palmbacher Kirchlein wurde 1725 erbaut

Chronik der ersten Kirche

Waldenserkirche Palmbach. Erbaut 1725, im Originalzustand vor 1829, mit kleinem Turmaufsatz und Dachhaube.Die protestantischen Waldenser kamen Anfang Mai1701 in Grünwettersbach an. Ob die 28 Familien mit 111 Personen im ersten Jahr bei ihrer Einquartierung im Ort Grünwettersbach die lutherische Kirche nutzen durften ist nicht bekannt. Dies ist jedoch recht unwahrscheinlich. Im Frühjahr 1702 wurde die Waldenserkolonie Palmbach gegründet. Es wurde mit dem Bau von Baracken für Mensch und Vieh begonnen. Bis zum Bau ihrer ersten Kirche fanden die Gottesdienste in den Baracken oder Scheunen der Einwohner der neuen Waldenserkolonie Palmbach statt. Da sie anfangs nur das Allernötigste hatten, das, was sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten, war an den Bau einer Kirche zunächst nicht zu denken. Es hofften auch viele an die Rückkehr in ihre alte Heimat. Mit Jacques Resplandin kam im März 1722 der erste Geistliche nach Palmbach, der auch hier wohnte. Er gab schon zum 28. Februar 1725 seine Tätigkeit in Palmbach wieder auf und wurde Pfarrer in Mörfelden-Walldorf. 

Bereits bei der Planung und Vermessung des neuen Ortes, im Frühjahr 1702, wurden die Plätze für die Kirche mit Pfarrhaus, für den Friedhof und für das Schulhaus festgelegt. Damals wurden die Kirchengebäude von den Waldensern Tempel genannt. Der Platz für die Kirche wurde genau im Mittelpunkt der neuen Gemarkung festgelegt. So sind es heute jeweil 550 Meter von der Kirche zur Gemarkungsgrenze nach Grünwettersbach und zur Gemarkungsgrenze nach Stupferich. Nachdem die Gemeinde ein herzogliches Patent zur Durchführung einer Kollekte in der Schweiz und den Niederlanden bewilligt bekam, konnte der Bau einer Kirche gesichert werden. Die erste Reise der Kollektoren Jean Jourdan (Schultheiß und Ältester) und Pierre Bonin in die Schweiz im Dezember 1724 erbrachte einen Gewinn von 324 Gulden und 9 Kreuzern. Die zweite Reise in die Generalstaaten war etwas erfolgreicher und ermöglichte nicht nur die Finanzierung des Kirchenbaus, sondern auch den Bau des kurz darauf errichteten Pfarrhauses sowie eine Reserve von 150 Gulden für den späteren Bau eines Schulhauses. Zwei Drittel der Gelder blieben in Palmbach, ein Drittel wurde für die Mutschelbacher Kirche verwendet. 

Nach 25 Jahren wird die erste Kirche gebaut

Nachdem der Kostenvoranschlag des Busenbacher Zimmermanns Nikolaus Nußbaumer, in Höhe von 324 Gulden und 20 Kreuzern im Akkord, durch den herzoglichen Kirchenrat genehmigt wurde, konnte mit dem Bau begonnen werden. Für den Bau wurden zusätzlich 28 Wagen Sand und 200 Wagen Steine benötigt, die als Frohnkosten finanziert wurden. Dies war wenige Wochen vor der Amtsübernahme des neuen Pfarrers Théodoric Aubert am 12. August 1725. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 11. Juli 1725 statt, und bereits am 25. November desselben Jahres konnte die Weihe des fertiggestellten Kirchleins gefeiert werden. Innerhalb dieser kurzen Zeit, wurde mit den wenigen Hilfsmittel damaliger Zeit, die schlichte Kirche mit hohem Satteldach und dreiseitigem Chorschluss gebaut. Scipion Arnaud, der Sohn des verstorbenen Henri Arnaud, nutzte diesen Anlass, um der Gemeinde ihren neuen Pfarrer offiziell vorzustellen.

Die erste Kirche in Palmbach entsprach dem einfachen Baustil, der für viele Waldenserkirchen der damaligen Zeit charakteristisch war. Es handelte sich um einen schlichten rechteckigen Fachwerkbau mit einem dreiseitig gebrochenen Chor unter einem Satteldach. Die nördliche Giebelwand, zur Dorfstraße ausgerichtet, war im oberen Bereich horizontal abgeschlossen und trug ein kleines hölzernes Glockenhaus mit einer Dachhaube. Diese Giebelbekrönung betonte die vertikale Mittelachse mit dem Eingang und verlieh dem bescheidenen Bau eine gewisse Erhabenheit. Bis auf den hölzernen Chor war das Gebäude in Fachwerkbauweise errichtet. Die Streben waren grau gestrichen, während die Zwischenräume, vermutlich mit Astwerkreliefs und Lehm ausgefacht, einen weißen Verputz aufwiesen. Die Fenster, in grauen Holzbalken gefasst, waren lediglich an der Schauseite bogenförmig überfangen, an den anderen Seiten handelte es sich um einfache Rechtecköffnungen.

Im Chor der Kirche befanden sich zwei von Pfarrer Aubert in französischer Sprache beschriftete Holztafeln, die bis heute im Original erhalten sind. Die eine Tafel enthielt die Informationen zum Kirchenbau, während die andere die Zehn Gebote und das Doppelgebot der Liebe wiedergab. Nach reformierter Tradition gab es ursprünglich in der Waldenserkirche keine Bilder, ebenso kein Kruzifix auf dem Altar. Eine Orgel gab es erst ab dem Jahre 1821. Es wurde die alte Orgel aus der Kirche Grötzingen für 150 Gulden gekauft. Nach Wasserschäden und mehreren größeren Reparaturen war die Orgel ab Anfang der 1890er-Jahre nicht mehr bespielbar.

Erste Waldenserkirche Palmbach. Erbaut 1725Die erste Kirche in Palmbach diente der Waldensergemeinde über einen langen Zeitraum als zentraler Ort für Gottesdienste, Abendmahlsfeiern und andere kirchliche Handlungen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts zeigten sich jedoch die Zeichen des Alters und der einfache Bau erforderte regelmäßige Reparaturen und Umbaumaßnahmen. Im Herbst 1829 wurde der alte Turmaufsatz durch ein rechteckiges Türmchen mit Pyramidendach ersetzt und die Kirche außen weiß getüncht. Als das Glöcklein 1832 einen Sprung bekam, beschloss die Gemeinde auf ihre Kosten das bisherige Glöcklein umgießen zu lassen und eine zweite Glocke anzuschaffen. Ebenso wurde eine neue Uhr angeschafft. 1842 mussten dringende Reparaturen für 277 Gulden durchgeführt werden, da die Kirche immer baufälliger wurde. Zeitweise durfte wegen der Baufälligkeit des Turmes auch nicht mehr geläutet werden. 1892 wurde in der Kirche ein Ofen eingebaut. Die 200-Jahrfeier im Jahre 1901 wurde in Palmbach groß gefeiert, auch Großherzog Friedrich I. und seine Gemahlin waren bei den Festlichkeiten anwesend. Der Großherzog schenkte der Gemeinde eine neue Glocke, da die alte seit Jahren kaputt war. Was aus den Glocken wurde, die im Jahre 1842 gekauft wurden, muss noch erforscht werden.

Trotz aller Bemühungen verschlechterte sich der Zustand der Kirche im Laufe der Zeit zunehmend, was schließlich zum Abriss und zum Bau der heutigen Kirche im Jahre 1906 führte. Die erste Kirche galt als unschönste Kirche im Land. Sie prägte jedoch das kirchliche Leben in Palmbach für mehr als 175 Jahre und war ein wichtiges Zeugnis des Glaubens und des Zusammenhalts der Waldensergemeinde.

Das erste Pfarrhaus aus dem Jahre 1729 wurde 1785 durch ein neues ersetzt. 1914 wurde dieses abgerissen und das heutige Pfarrhaus gebaut. Der Bau der neuen Palmbacher Kirche, im Jahre 1906, ist hauptsächlich dem Engagement von Pfarrer Gustav Meerwein zu verdanken, der von 1897 bis 1911 Pfarrer in Palmbach und Untermutschelbach war. Ihm ist heute ein Straßenname gewidmet.  

erste kirche1725 Zeichnung G.Löfffler schmal kl

Die erster Kirche mit dem damals zweiten Pfarrhaus, um 1904. Zeichnung von Günther Löffler zum Ortsjubiläum im Jahre 2001.

Holztafel erinnert an den Kirchenbau

Die Holztafel aus dem Jahre 1725, geschrieben von Pfarrer Aubert, ist heute noch im Altarraum der Waldenserkirche ausgestellt.

Die Holztafeln in der Waldenserkirche Palmbach

Beide Tafeln bestehen aus in der Länge aneinander gefügten Holzbohlen, die in einen Rahmen eingefasst sind. Sie sind 1,96 Meter hoch und 1,40 Meter breit. Beide Tafeln sind in französischer Sprache abgefasst.

Theodoric Aubert, Pfarrer aus der Schweiz, schrieb 1725 die Texte auf die beiden Holztafeln, die heute im Chorraum der Palmbacher Kirche ausgestellt sind. Aubert war von 12.08.1725 bis zu seinem Tode am 06.04.1748 Pfarrer in Palmbach. Pfarrer Aubert war reformierter Pfarrer, die Schweiz und Holland waren reformiert, die Waldenser gehörten der reformierten Richtung der Reformation an, sie hatten sich 1532 der Genfer Reformation angeschlossen. An seine Frau „die fromme und gebildete Anna Aubert“ erinnert der Grabstein von 1745 der im Kirchhof aufgestellt ist.

Auf der Tafel (links vom Altar) stehen die zehn Gebote mit dem Liebesgebot nach Matthäus sind nach biblischer Zählung auf zwei Kolumnen verteilt. Im Zwickel oben zwischen den Kolumnen sind schemenhaft Kopf und Brust des Mose zu erahnen. Am unteren Ende der ersten Kolumne lesen wir „Aubert scripsit 1725“. Das heißt Theodoric Aubert, Pfarrer aus der Schweiz, schrieb 1725 die beiden Texte auf Holztafeln. Die rechte Tafel wurde zur Einweihung der ersten Kirche gefertigt. Die Namen der Erbauer, der Verantwortlichen und der Unterstützer sind auf dieser Tafel festgehalten. Der Tag der Weihe wird auf der Tafel beschrieben.

Zeitleiste – Erste Waldenserkirche Palmbach

  • Anfang Mai 1701
    Ankunft der Waldenser‑Familien (28 Familien mit 111 Personen) in Grünwettersbach
  • Frühjahr 1702
    Gründung der Waldenserkolonie Palmbach; erste Gottesdienste in Baracken oder Scheunen
    Planung und Festlegung des Standortes für Kirche, Pfarrhaus, Schulhaus und Friedhof
  • März 1722
    Der erste Pfarrer Jacques Resplandin zieht nach Palmbach
  • 28. Februar 1725
    Resplandin verlässt seinen Posten in Palmbach und wird Pfarrer in Mörfelden-Walldorf
  • Dezember 1724 – Frühjahr 1725
    Finanzierung über Kollekten in der Schweiz & den Niederlanden:
    • Erste Kollektensammlung in der Schweiz durch Jean Jourdan (Schultheiß und Ältester) und Pierre Bonin: 324 Gulden 9 Kreuzer
    • Zweite Kollekte (Generalstaaten): ermöglichte Bau Kirche und Pfarrhaus
  • Frühjahr 1725 (9–11 Wochen vor Grundsteinlegung)
    Genehmigung Kostenvoranschlag, Baubeginn mit Sand & Stein, Finanzierung über Frohnkosten
  • 11. Juli 1725
    Feierliche Grundsteinlegung der Kirche
  • 12. August 1725
    Théodoric Aubert wird Pfarrer in Palmbach und Untermutschelbach
  • ab Sommer 1725
    Zimmermannsarbeiten durch Nikolaus Nußbaumer aus Busenbach für 324 Gulden und 20 Kreuzer im Akkord
  • 25. November 1725
    Weihe der neuen Kirche durch Scipion Arnaud und Einführung des neuen Pfarrers
  • 1821
    Erste Orgel aus Grötzingen für 150 Gulden angeschafft
  • Herbst 1829
    Turmaufsatz ersetzt (jetzt rechteckiger Dachreiter mit Pyramidendach), Kirche außen weiß getüncht
  • 1832
    Glocke gesprungen → Umgießen & neue zweite Glocke angeschafft + neue Uhr
  • 1842
    Reparaturen im Wert von 277 Gulden (Turm baufällig, Geläut war zeitweise untersagt)
  • 1890er Jahre
    Orgel durch Wasserschäden unspielbar
  • 1892
    Einbau eines Heizofens
  • 1901
    200‑Jahr‑Feier mit Besuch von Großherzog Friedrich I., der eine neue Glocke spendet
  • 1906
    Abriss der alten Kirche und Bau der heutigen neugotischen Sandsteinkirche (unter Pfarrer Gustav Meerwein)

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