Straßennamen erzählen ihre Geschichte
Die "Pieter-Valkenier-Allee" in Mörfelden-Walldorf
In Walldorf gibt es zu Ehren des niederländischen Botschafters Pieter Valkenier (1641 - 1712) die "Pieter-Valkenier-Allee". Pieter Valkenier war seit 1690 Botschafter der Niederlande in der Schweiz.
Als Diplomat unterstützte Valkenier den Versuch Wilhelms III. von Oranien, die Expansionspolitik von Ludwig XIV. zu stoppen und das europäische Gleichgewicht wiederherzustellen. Darum unterstützte er 1689/1690 die Rückkehr der Waldenser ins Piemont, wodurch Frankreich an der Südostflanke bedroht werden konnte.
Er kümmerte sich aber auch um die Waldenser, als sie 1698 aus dem Piemont vertrieben wurden. Auf seine eigene Bitte ernannten die Generalstaaten Valkenier am 5. November 1698 zum „Bevollmächtigten zur Ansiedlung der Waldenser in Oberdeutschland“.
Anfang März 1999 traf er sich mit Pfarrer Papon in Schaffhausen. Gemeinsam reisten Sie nach Stuttgart und dann nach Darmstadt weiter, um die Verträge zur Ansiedlung der Waldenser auszuhandeln.
Am 22. April 1699 setzten dann Landgraf Ernst Ludwig von Hessen - Darmstadt und Valkenier im Namen der Niederlande, ihre Unterschriften unter das 33 Paragraphen umfassende Vertragswerk. Durch diesen Vertrag konnten auch die späteren Palmbacher Waldenser aus dem Pragelatal, über die Schweiz nach Hessen einreisen.
Valkenier genoss bei den deutschen Waldensern besondere Hochachtung. Sie verdankten ihm nicht nur, dass sie solch günstige Privilegien erreichen konnten, sondern auch, dass diese Privilegien tatsächlich umgesetzt wurden. Außerdem bemühte sich Valkenier um die Lösung der zahlreichen Probleme, die sich während der Ansiedlung ergaben.
Zeitgleich mit den Vertragsverhandlungen leitete Valkenier die praktische Durchführung der Waldenser-Niederlassungen bis ins kleinste; er beschaffte Getreide fürs Brotbacken, rüstete Familien mit Hacken und Hauen, mit Pflügen und Zugtieren zum Kultivieren des Landes aus. Er vermittelte den Kolonien Pfarrern , Ärzte und Lehrer, überwachte die Verteilung der Gelder und ging Wünschen und Beschwerden nach.
In der Wohnung Valkeniers in Frankfurt tagte vom 22. bis 24. November 1699 die erste Synode der in Südhessen versammelten Waldensergemeinden. Pfarrer Jacques Papon wurde zum Vorsitzenden ernannt.
Bei Mörfelden versammelten sich mehr als 400 Waldenser aus Roure, Méan und La Balme, die, die "Waldenserkolonie des Herrn Pfarrer Papon bei Mörfelden" bildeten. Aus dieser Waldenserkolonie entstand der Waldenserort Walldorf (heute Mörfelden - Walldorf).
Im Jahre 1701 zogen die meisten Waldenser nach Württemberg und Baden ab. Darunter auch die 28 Familien aus dem Ort La Balme, die dann Palmbach gründeten. Nur 14 Familien mit 62 Personen blieben im Hessischen.
Valkenier setzte im Laufe 1699 die Waldenserprivilegien auch bei anderen deutschen Landesfürsten durch. Er selbst unterzeichnete auch die Privilegien, die dadurch den Charakter eines „Traktates“, eines internationalen Vertrages bekamen. Die den Waldensern zugesagten Rechte wurden von den Niederlanden garantiert.
Der Grund für Valkeniers Einsatz für die Waldenser war an erster Stelle die Solidarität, die er als reformierter Niederländer für alle verfolgten Reformierten in Europa, wie zum Beispiel die in Frankreich, der Kurpfalz und Ungarn, empfand. Die Bewahrung der Waldenserkirche lag ihm jedoch insbesondere am Herzen, „weil sie immer die Reinheit des Evangeliums bekannt hat, trotz der Anstrengungen des Papismus, der sie seit mehr als 700 Jahre verfolgt hat“. Auch er hielt die Waldenser für „Reformierte vor der Reformation“.
Pieter Valkenier wurde 1641 in Emmerich geboren. Er stammte aus einer angesehenen holländischen Familie. Ab 1665 studierte Valkenier Jura in Leiden. 1670 wurde er Advokat der Regierung der Provinz Holland in Amsterdam. Valkenier begann seine diplomatische Laufbahn während des sogenannten „Holländischen Krieges“ (1672-1678), in dem sich Frankreich und die Niederlande gegenüberstanden. Er starb 1712 in Den Haag.
Quellen: Ortschronik Walldorf und "300 Jahre Waldenser in Deutschland".