Neue Pflanzkulturen: Kartoffeln, Klee, Tabakpflanzen
Wie durch die Waldenser die Kartoffeln nach Süddeutschland kamen
Ein aus Torre Pellice stammender Waldenser namens Antoine Seignoret, der damals in Lucerne – dem späteren Bärental – lebte, war in langem abenteuerlichen Fußmarsch in die Täler zurückgekehrt und hatte von seinen Verwandten, die er dort aufsuchte, einen Rucksack mit 200 "erdfarbigen Knollen, dergleichen bis dahin niemand in Deutschland kannte, genannt Trifulles oder Potates" mitgebracht, um seine Landsleute in der neuen Heimat zu ihrem Anbau zu ermuntern. In Spanien und Südfrankreich waren diese seltsamen Früchte, die aus Südamerika stammten, schon länger bekannt, und auch die Waldenser hatten sie schon seit Generationen auf ihren dürftigen Bergäckern angebaut.
Seignoret brachte diese kostbare Gabe nach Schönenberg zu Henri Arnaud, und dieser pflanzte sie in seinem großen Pfarrgarten an. Er verteilte als guter Hirte seiner Waldenserbrüder den Ertrag in den nächsten Jahren in allen Waldenserkolonien, also auch in La Balme und führte damit die Kartoffeln, denn um diese handelte es sich bei den seltsamen, unbekannten Früchten, fast zwei Generationen früher in Süddeutschland ein, als später Friedrich der Große in seinen preußischen Landen. Von dieser Einführung der Kartoffeln ging ein großer Segen aus, als diese Frucht auch auf dürftigen Böden gedeiht und eine Lücke in der Ernährung, vor allem in großen Notzeiten, die Kriege immer wieder mit sich brachten, schloß. – Freilich bedurfte es einiger Jahre, bis das Mißtrauen unter den Nachbarn der Waldenserkolonien gegen diese neue Frucht schwand (ähnlich wie später in Preußen, in dem der König selbst im Lande umherreiste und in einigen Orten öffentlich vor seinen Untertanen diese köstlichen Früchte verspeiste, um ihren Anbau in seinen Landen heimisch zu machen).
Auch die Einführung des "ewigen Klees", der Luzerne, in unserer Gegend ist dem genannten Seignoret und Henri Arnaud zu danken. Der Name Luzerne erinnert an das Tal Luserna und an die Fürsten von Lucerna, die ihre Herrschaft über die Täler und ihre Bewohner im Gegensatz zu den Herrn von Savoyen lange Zeit gnädig und duldsam ausübten.
Der Tabakanbau
Die Neureuter Waldenser führten in der Rheinebene den Tabakanbau ein. In zurückliegenden Zeiten war er auch in Palmbach für die Landwirte ein wesentlicher Bestandteil der Existenzsicherung. Die Tabakernte, die auf die Sommermonate, vor allem den August fällt, war ein besonderes Ereignis im landwirtschaftlichen Jahr. Nachdem die großen Blätter abgeerntet und eingebracht waren, musste die ganze Familie und womöglich die Verwandtschaft und Nachbarschaft beim "Dawakeifägle" mithelfen.
Auf prallen Strohsäcken sitzend wurden die Tabakblätter mittels einer ca. 30 Zentimeter langen Stahlnadel, durch deren Öhr ein langer Bindfaden gezogen war, an der oberen Blattrippe durchstoßen und so Blatt für Blatt zu "Bandelieren" zusammengefädelt. Für mehrere Monate wurden diese Bündel dann zum Trocknen in luftige Schuppen aufgehängt. So gab es zum Beispiel im Jahre 1939 in Palmbach eine Tabakanbaufläche von 412 Ar. Diese wurde von 26 Tabakpflanzern bewirtschaftet. Die Tabakpflanzer waren zu jener Zeit im "Tabakbauverein Palmbach" organisiert.
Nach heute erinnern einige alte Tabakschuppen im alten Ortskern an die Zeit des Tabakanbaues, der sich bis in die Sechzigerjahre fortsetzte.
(Quellen: Hauptsächlich aus Wettersbacher Heimatbuch)